„Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“. Bei dem medizinischen Sachbuch „Alk“ von Simon oder Simone Borowiak bleibt das Lachen oftmals stecken, irgendwo im Bermuda-Dreieck aus Hals, Leber und Gehirn.
Es gibt viele Bücher, die sich mit dem Thema der Alkoholabhängigkeit beschäftigen. Ratgeberbücher, sehr schlau, sehr kompetent und sehr trocken, geschrieben von Psychotherapeuten, die Borowiak wohl als Hobbytrinker bezeichnen würde.
Beliebt sind auch Erfahrungsbücher nach dem Motto „Der Hölle Alkohol entkommen“, die mehr oder weniger eindringlich, wehleidig und oft voller Selbstmitleid die Folgen der Alkoholkrankheit und den harten Kampf, ihr zu entfliehen, beschreiben.
„Alk“ gehört in keine dieser Gruppen, denn der Autor ist kein Hobbytrinker, sondern Vollprofi. Auf eine Weise, die sich nur aus der langjährigen Tätigkeit beim umstrittenen Satiremagazin „Titanic“ erklären lässt, seziert Borowiak das Thema Alkohol. Hierbei vermischt er gekonnt eigene Erfahrungen mit schwer verständlichen Erkenntnissen aus den Bereichen der Biochemie, der Medizin und der Psychologie.
Ihm gelingt es, extrem komplizierte Sachverhalte so darzustellen, dass sie auch bei schwerem Kater noch verständlich sind.
Der trockenen Schulmedizin stellt Borowiak selbstbewusst und frech die nassen Erfahrungen des Vollprofis entgegen und er scheut sich auch nicht, an den Göttern der Suchtkrankenhilfe zu rütteln. So streicht er das altehrwürdige Trinkerschema von Jellinek und ersetzt es kurzerhand durch sein Boro-Schema.
Dem Leser wird schnell klar, dass Borowiak sich solche Respektlosigkeiten erlauben darf. Denn er hat die Hölle nicht gesehen, sondern erlebt. Er hat seine Erfahrungen mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeglichen und hieraus einen hochprozentigen Cocktail gemixt, der in der Trinkerliteratur einzigartig ist.
Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der auch nur ansatzweise mit dem Thema Alkohol zu tun hat. Außenstehende Leser werden immer wieder innehalten und den Klappentext nach Hinweisen für eine Satire durchforsten.
Angehörige Leser werden immer wieder die Brauen hochziehen und ein „Ach so, deshalb“ von sich geben. Ehrenamtliche, das sind im Boro-Schema die abstinenten Alkoholiker, werden das Buch nicht aus der Hand legen, bevor sie die letzte Seite verschlungen haben. Und Betroffene, die Amateur- und Profitrinker, werden in einer Lesepause tief Luft holen, noch einen Wodka nachschieben und vielleicht ganz vorsichtig die Telefonnummer der nächsten Entgiftungsstation notieren.
„Alk – fast ein medizinisches Sachbuch“ von Simon(e) Borowiak ist definitiv das mit sehr großem Abstand beste Buch zum Thema Alkohol, das es zu kaufen gibt.
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