Durst, so sagt man, Durst ist schlimmer als Heimweh. „Durst“, die 89 Seiten kleine aber doch große Geschichte der Alkoholikerin Susanne Eberst belegt eindrucksvoll und in schonungsloser, (selbst)verletzender Offenheit, dass Durst wirklich schlimmer als Heimweh ist.
Der Begriff „Lebensbeichte“ wäre für dieses Buch unpassend, besser lässt es sich als „Lebenshilfe“ bezeichnen.
Denn was dem Angehörigen die Tränen in die Augen treibt und bei dem Interessierten ein Gefühlsstakkato von Abscheu über ungläubigem Staunen bis zum Mitleid hervorruft, ist Hilfe zur Selbsthilfe für Betroffene.
Für Betroffene ist der Spiegel der eigenen Sucht unabdingbar, um trocken zu überleben. Eine autobiografische Erzählung, wenn sie nicht gerade aus der Feder eines B-Promis stammt, fasziniert immer durch ihre subjektive Wahrheit, so auch das Buch von Susanne Eberst.
Auch wenn nicht alle Aspekte der Alkoholabhängigkeit und der Wege dorthin beleuchtet werden, ist „Durst“ eindringlicher und aufrüttelnder als jedes sachliche Lehrbuch, das von einem Therapeuten notgedrungen distanziert verfasst wurde.
Das Buch packt den Leser und nimmt ihn mit auf eine Reise in ein schreckliches Land, das nur Betroffene wirklich kennen.
Sehr wichtig ist dieses Buch für die Mitmenschen, die sich „nur am Wochenende“ zuschütten und „nur zu besonderen Anlässen“ ein paar winzige Gläser zu viel trinken.
Macht es doch mit einer wahren, ehrlichen und echten Geschichte auch deutlich, wie aus dem gesellschaftlich erwünschten und beliebten Anlasstrinker der Alkoholkranke wird.
Ein kurzes, gutes, hilfreiches Buch. Bleibt zu hoffen, dass der Verlag seine dümmliche und pseudo-symbolträchtige Umschlagsgestaltung bei der nächsten Auflage überdenkt und das Buch nicht wieder blau einfärbt.
Letzte Aktualisierung am 2024-12-04 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API