Die Rückschau auf das eigene Leben mit dem Alkohol, die Aufarbeitung der eigenen Suchtgeschichte, das Erinnern der oft schmerzlichen und beschämenden Begebenheiten während der Saufzeit und die Reflexion des eigenen Verhaltens sind wesentliche Elemente einer Entzugstherapie.
Da wundert es kaum, dass sich viele abstinente Alkoholabhängige berufen fühlen, ihre Lebens- und Leidensgeschichte zu Papier zu bringen, liegt hierin doch auch ein wichtiger Teil zur Selbsttherapie.
Auf den ersten Blick scheint sich das Buch „Sucht als Chance“ der anonymen Autorin Anne N. in die Reihe dieser Schriften einzufügen.
Mit der Vielzahl der autobiografischen Erzählungen alkoholkranker Menschen hat das Buch gemein, dass Suchtkranke und Angehörige sich in ihm wiederfinden.
Dies verwundert kaum, da bei allen Abhängigen die Mechanismen der Krankheit „Alkoholabhängigkeit“ greifen und zu ähnlichen Verhaltensmustern führen.
Der erste Teil des Buches ist zumindest für erfahrene Leser daher auch nur von untergeordnetem Interesse. Was das Buch von Anne N. zu etwas Besonderen macht, ist der Einblick in die Welt der Anonymen Alkoholiker, der AA.
Ein verständlicherweise sehr subjektiver Einblick, waren es doch die AA, die Anne N. bei ihrem Weg in ein abstinentes Leben unterstützt haben.
Den AA, das ist unbestritten, gebührt der Verdienst, die Selbsthilfegruppen als wichtigen und unverzichtbaren Teil für ein Leben ohne Alkohol zu installieren.
Sie waren die erste und sind die weltweit größte Selbsthilfegruppe für Abhängige. Trotz ihrer scheinbaren Anonymität, die oftmals aufgesetzt wirkt, haben die AA mit ihren Schriften und theoretischen Ansätzen einen großen Einfluss auf die Behandlung alkoholkranker Menschen genommen.
Nicht nur in den USA, dem Herkunftsland der AA, sondern auch in Deutschland gibt es kassenfinanzierte Therapieeinrichtungen, in denen nach den zwölf Schritten der AA gearbeitet wird. Schritte, die unter Fachleuten nicht unumstritten sind.
Aus diesem Grunde ist ein subjektiver Erlebnisbericht, wie ihn Anne N. hier vorlegt, für jeden, der sich schon näher mit der Thematik der Alkoholabhängigkeit und mit den AA befasst hat, ausgesprochen wertvoll.
Diesen Lesern ist das Buch sehr zu empfehlen.
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